Naturnahe Laicherbütung

Die Naturnahe Laicherbrütung des Fischereiverein Bad Säckingen

Wir beziehen unsere befruchteten Bachforelleneier, (im Jahr 2017 waren dies 25.000 Stück), von der staatlichen Fischzucht in Obenheim. Bewirtschaftet durch den Fischwirt Martin Gerber.

Die laichfähigen Bachforellen stammen allesamt aus dem Rheineinzugsgebiet und werden im Dezember/Januar abgestreift.

Sobald diese das Augenpunktstadium erreicht haben, werden diese durch uns in Obenheim abgeholt und noch am gleichen Tag in 2 verschiedene Brutboxensysteme, in unsere Zuflussbäche und den Rhein eingebracht.

Vorgehensweise vom Streifen bis Augenpunktstadium

 


Der weibliche Fisch (Rogener) wird mit der Hand vorsichtig von vorn nach hinten abgestreift, so dass die Fischeier (Rogen) aus der Geschlechtsöffnung austreten.


Das Sperma (Milch) des männlichen Fisches (Milchner) wird auf die Eier gegeben. Nach Zugabe von Wasser findet die Befruchtung statt.


Die Erbrütung der Eier erfolgt im Bruthaus. In Zugergläsern wird ständig frisches, sauerstoffreiches Wasser von unten durch den Flaschenhals zugeführt und läuft über den oberen Rand ab.


Nach etwa 25 Tagen sind die dunklen Augen der Embryos (Augenpunkteier) deutlich hinter der Eihülle zu erkennen.

Der Fischereiverein Bad Säckingen betreibt die naturnahe Laicherbrütung in den Zuflussbächen schon seit dem Jahr 2000 und seit 2008 auch auf den verbliebenen Kiesbänken im Rhein. Mit der naturnahen Laicherbrütung ist der Fischereiverein Bad Säckingen Vorreiter am Hochrhein.

Wie schon oben erwähnt haben sich hier zwei erfolgreiche Systeme heraus kristallisiert:
Variante 1:
WV Box (Whitlock Vibert) für unsere Zufluss Bäche und Rhein

Variante 2 :
M+S Brutboxensystem für den Hochrhein

 

Variante 1: WV Box

Diese, zur Aufzucht von Fischen entwickelte, Plastikbox wurde nach ihren Erfindern „Whitlock und Vibert“ benannt. Die WV-Box ist eine aus robustem Kunststoff gefertigte Gitterbox. Sie besteht aus zwei Kammern. Die obere, kleinere Kammer ist dazu bestimmt, bereits befruchtete Forelleneier aufzunehmen, die dann mit der ganzen Box im Fluss vergraben werden. Die untere Kammer dient den aus den Eiern geschlüpften Forellenbrütlingen als Schutzraum. Der Grundgedanke für die Erschaffung der WV-Box war der, dass man nach einer Mög­lichkeit gesucht hat, befruchtetes Eimaterial in ein Gewässer einbringen zu können, und es gleichzeitig vor natürlichen Feinden zu schützen. Würde man befruchtete Forellen­eier einfach in ein Gewässer kippen, so wäre die Gefahr einer Verdriftung durch Gewäs­ser­strömungen sehr groß. Auch würden sich bestimmt einige Laich­räuber an den schmackhaften Happen schad­los halten. Um dies zu verhindern, wurde die schützende WV-Box entwickelt.

Verwendung der WV Box:
Befruchtete Forelleneier, die sich bereits im Augenpunktstadium befinden sollten, werden einige Tage vor dem Schlüpfen in die obere Kammer der WV-Box gegeben (ca. 400-500 Eier je Box). Anschließend werden die WV-Boxen auf dem Gewässergrund aufgesetzt, und mittels eines in den Grund geschlagenen Stahlnagels befes­tigt. Sodann werden die Boxen mit ca. pflaumengroßem, gewaschenem Schotter abgedeckt. Das Erbrüten übernimmt die Natur! Bei richtiger Anwendung sollten schon kurze Zeit nach dem Einbringen ins Gewässer die ersten Brütlinge aus den Eiern schlüpfen. Diese fallen dann von der oberen Kammer in die untere Schutzkammer. Erst wenn die Brütlinge freischwimmend sind, d. h. wenn sie die Vorräte ihres Dottersackes aufgezehrt haben, können sie die Box durch die Längsgitter der Schutzkammer verlassen. Dann werden sie als wildgezogene Fische ihr Leben im Fluss beginnen!

Befüllen der WV Boxen vor Ort

Einbringen der Boxen ins Bachbett


 

Variante 2 : M+S Brutboxen

 
 

Standort

Der Installationsstandort sollte eine möglichst gleichmäßgie Strömung von 0,5 bis 1,0 m/s ohne Turbulenzen und eine Wassertiefe von mindestens 40 bis 50 cm aufweisen. Ein kiesiger Untergrund ist von Vorteil. Unterstände und Totholz im Uferbrereich schützen die Brut vor Fressfeinden.
Da Flüsse und Bäche mäandrierende Gewässer mit wechselnden Tiefen und Untiefen sind, gibt es Bereiche, die sich mehr bzw. weniger für die Aufstellung einer Brutbox eignen. Im Einzelfall muss vor Ort der Standort unter Einbeziehung aller örtlichen Gegebenheiten ermittelt werden. Das Schutzrohr wird fertig montiert an dem ausgesuchten Standort auf dem Flussgrund installiert.
 

Befüllung der Eikammern

Die Eikammern werden in das Brutboxgehäuse eingesetzt und mit Bachforelleneier im Augenpunktstadium befüllt. Danach werden die Eikammern mit dem Deckel verschlossen.

Artgerechte Erbrütung

Die Brütlinge wachsen in Dunkelheit analog ihrer natürlichen Umgebung heran.

Schutz gegen Fressfeinde

In der Brutbox sind die Eier und die nicht schwimmfähige Brut vor Raubfischen geschützt.

Selbständiges Verlassen der Brutbox

Sobald die Brütlinge schwimmfähig geworden sind, verlassen sie selbständig die Brutbox. Anschließend suchen sie sofort einen dunklen Unterstand auf. Im Gegensatz zu vergrabenen Brutboxen ist das Verlassen der Eikammern auch bei hohen Feinsedimentmengen möglich. Die Gefahr, dass die Larven im Interstitial ersticken, besteht nicht.

Homing-Effekt

Die Brütlinge gewöhnen sich von Anfang an  die natürliche Nahrung, die Wasserchemie, die Temperaturen und die Strömungsverhältnisse im Gewässer und passen sich bereits frühzeitig an die im Bach vorherrschenden Krankheitserreger an.

Nachdem alle Brütlinge geschlüpft sind und sich an die Umgebung gewöhnt haben, belassen wir die Boxen noch 1-2 Wochen im Gewässer um keine Unruhe hinein zu bringen.

Danach werden die Boxen aus dem Rhein und Zufluss Bächen entfernt, gereinigt, kontrolliert und evtl. repariert. Somit sind die Boxen für den nächsten Besatz einsatzbereit.

Ich möchte hier nochmals allen engagierten Vereinsmitglieder, Helfern und Gönnern des Fischereiverein Bad Säckingen meinen Dank aussprechen.

Bei Fragen, Anregungen oder Tipps bitte wendet euch an
1.Vorsitzenden Raymond Vöstel   Tel.:01708041988
Gewässerwart Christoph Joachimi Tel.:01726303812

 

Petri Heil